Das Jahr 2024 ist nun offiziell vorbei und wir nähern uns dem wohl wichtigsten Spiel der laufenden Saison. Also ist es an der Zeit, sich ein wenig an das vergangene Jahr zu erinnern. Und wie könnte man das besser als mit einem Jahresrückblick?
Wie die Saison 2023 zu Ende ging stellt tatsächlich den Anfang für diese Betrachtung dar:
Es sind noch 6 Minuten und 26 Sekunden zu spielen als der Ball mit Wucht in die Luft geworfen wird. Er fliegt in einem hohem Bogen und hängt lange in der Luft. Tief in der Hälfte kommt der Ball an und fällt zwischen den Händen von Nr. 29 durch, nur um von seinem Gesichtsgitter abzuprallen und direkt in die Hände von Nr. 11 zurückzuschlagen. Diese Szene der berühmt-berüchtigte Ricochet-Catch von Brandon Ayuk durch ‘Hilfe’ von Kindle Vildor, hat einigen Lions-Fans das Herz gebrochen. Nicht nur Herzschmerzen, sondern auch das Ende der Saison ist für viele genau hier entstanden. Final geht das Spiel 34 für die 49ers gegen 31 für die Lions aus. Die Goldgräber aus San Francisco würden statt uns in den Superbowl einziehen wo sie wieder den Chiefs unterliegen..
Für viele Teams wäre dies ein Genickbruch gewesen. Aber nicht für die Lions. Die harten, unermüdlichen Jungs aus der Ford-Hauptstadt wären nicht sie selbst, wenn sie das nicht zu noch höheren Zielen, noch härterer Arbeit und vor allem mehr Siegeswillen treiben würde. Und so sollte es sich auch in 2024 bewahrheiten.
Die Saison ist zu Ende und nun gehen die Fragen los: Was ist mit Ben Johnson, werden wir ihn halten können? Was passiert mit Aaron Glenn? Wie soll es mit dem Team weiter gehen, wenn einer oder mehr Assistant-Coaches gehen und damit auch Coaches aus den tieferen Strukturen? Wie können wir wieder angreifen?
Die Offseason: Feuern auf allen Zylindern
Nicht nur wichtige Spieler wurden verlängert, sondern auch noch einige neu verpflichtet. Zu den wichtigsten Einkäufen auf dem NFL-Markt gehören:
- Kevin Zeitler (Guard, Ersatz für Jonah Jackson)
- DJ Reader (DT, eine zweite Abrissbirne neben Alim McNeill)
- Amik Robertson (CB)
- Carlton Davis III (CB)
Bereits die letzten zwei Verpflichtungen lassen genau darauf schließen was das Lions Office will: Das Backfield verbessern. Nach eher mäßigem Play durch die Corner, die oben nacherzählte Szene gehört zu dem furchtbar unglücklichsten Play der ganzen Saison, in 2023 ist es in 2024 Zeit, sich gefährlich gegenüber gegnerischen Wide-Receivern aufzustellen. Aber damit noch nicht genug, denn im Draft 2024 wurde noch zusätzlich an 24 Terrion Arnold gedraftet und gleich darauf an 61 Ennis Rakestraw Jr.
Es wäre kein Brad Holmes draft, wenn wir nicht bereits gutes Play aus den Tiefen des Draftes bekommen hätten. So hatte late rounder Christian Mahogany, Pick 210, die Chance sich spät in der Saison als Guard zu beweisen und hat einen mehr als respektablen Job abgeliefert. Auch hat Mekhi Wingo, Pick 189, kleine Teile zur defensiven Leistung beigetragen.
Ich wage es nicht, einen Draft nach nicht einmal einer vollen Saison vollends zu beurteilen. Lions-Fans ist mittlerweile klar, dass nicht jeder Pick ein sofortiger Starter sein wird. Besonders in späteren Runden wird durch die Lions mehr auf Entwicklung und Talentaufbau gesetzt als alles andere. Bei dem ein oder anderen Spieler kann es noch bis Saisonstart 2025 dauern, bis wir ihre Namen öfter auf dem Footballfeld sehen können.
Was sich aber mit Sicherheit sagen lässt: Terrion Arnolds Saison hat recht laut angefangen. Aber im negativen Sinne: Defensive Pass Interferences waren die lautesten Punkte seines Spiels. Diese Fehler hat er über die folgenden Wochen langsam aber sicher ausgearbeitet und sein ganzes Spiel ist wesentlich ruhiger geworden. Er ist noch lange nicht perfekt, auch kein absoluter Shutdown-Cornerback, aber er hat das Talent, einer zu werden. Die Rolle des Cornerbacks gehört auch zu den schwierigsten in der gesamten Liga. Es gibt hier viele Phrasen und Einheitswerte die man wiedergeben kann. Davon sehe ich aber ab, denn es ist ganz klar, dass Arnold nicht schlechter, sondern nur noch besser werden wird. Und die Lions wissen das.
Auch Ennis Rakestraw, der double-down Pick auf CB, hat gezeigt, dass gutes Talent in ihm steckt. Wie auch Arnold muss er noch einiges lernen, was ihm aber unter Robertson und Davis gut gelingen wird.
Der Himmel ist nur der Anfang unseres Limits
Setzt man den Samen einer Pflanze und hütet diese mit Obacht, hegt und pflegt sie, dann sprießt eines Tages daraus ein üppiges Grün. Ähnlich ist es mit der Hoffnung, den Träumen und der Zuversicht der Lions-Fans. Nicht nur in Hinsicht auf das Vertrauen in die Ära von Sheila Ford Hamp, der Ownerin, die Dan Campbell und Brad Holmes eingestellt hat, sondern auf all die Jahrzehnte zuvor, die die Fans nach Detroit gezogen hat. Die vor nunmehr vier Jahren gesetzte Pflanze aus Vertrauen trägt nun Früchte. Und welche prächtigen Früchte diese trägt: Gebrochene Rekorde links und rechts, ein Team das sich allem und jedem stellt und immer wieder gewinnt. Das sind die 2024 Lions:
- 14 Siege zu 2 Niederlagen. Ein neuer Franchise Rekord an Siegen in der Regular Season. Das erste Mal in der Geschichte der Franchise haben wir alle Road-Games gewonnen.
- 4 Spieler mit mehr als 1000 Yards. Amon-Ra St. Brown, Jahmyr Gibbs, Jameson Williams und David Montgomery. Das sind die Namen der Spieler, die den bisher einzigartigen Rekord gebrochen haben. Damit sind die Lions erst das zweite Team das diesen Rekord erreicht. Und das alles noch vor dem Ende der Regular Season.
- Sonic und Knuckles (Gibbs u. Montgomery) in 10 Spielen jeweils 800+ Yards und 8+ TDs, das ist bisher niemals dagewesen.
Zu der Realität gehören jedoch leider auch folgende Tatsachen:
- Aaidan Hutchinson bricht sich das Bein gegen die Cowboys in Woche 5
- Alim McNeills Kreuzband reißt in Woche 15 gegen die Bills
- Alex Anzalone bricht sich den Unterarm in Woche 11 gegen die Jaguars
- Carlton Davis bricht sich den Kiefer in Woche 15 gegen die Bills
- David Montgomery staucht sich den Miniskus in Woche 15 gegen die Bills
- Malcolm Rodriguez reißt sich das Kreuzband gegen die Bears in Woche 13
- Mit 22 Spielern auf der IR/PUP-Liste bzw. Out for Season haben die Lions mit Abstand die meisten Verluste in der Saison 2024 einstecken müssen.
Hier zeigt sich, was Dan Campbell in seiner Antrittsrede gesagt hat: Wenn ihr uns niederschlagt, werden wir wieder aufstehen. Und wenn ihr uns wieder niederschlagt, werden wir wieder aufstehen und diesmal eure Kniescheiben abbeißen.
Egal wer, wann und wie verletzt ist. Dieses Team kämpft sich weiter, weiter und immer weiter. Ob nun mit blutiger Nase, ausgeschlagenen Zähnen und geschwollenen Augen. Die Lions können und werden weiterkämpfen, bis der letzte Atem aus den Lungen gepresst wird.
Wer hier jedoch immer wieder überschattet wird ist Aaron Glenn. Mit steigenden Verletzungen hat er es immer noch geschafft, eine halbwegs funktionierende Defense zusammen zu schustern. Wer sich die Defense der Lions verbildlichen will: Sie sind aktuell der Kerl mit drei Zehen und einer Arschbacke, aber dennoch diejenigen, die raus gehen und wild um sich schwingen. Glenn meistert gerade eine Wildwasserfahrt in einem Kanu, das keinen Unterboden mehr hat. Und irgendwie hält er das Boot halbwegs über Wasser. Aaron Glenn mag sich bei dem ein oder anderen Fan nicht gut angetan haben, da die letzten 4 Jahre mit ihm sehr schwer waren. Aber manchmal muss man am niedrigsten Punkt ankommen um zu erkennen, wie gut es einem vorher ging. Und dieser Punkt ist jetzt erreicht. Mit einem gesunden Kern aus Startern, oder nur der Hälfte, wären die Lions auch Defensiv schwer zu schlagen.
Die Saison 2024 ist bisher die richtige Mischung aller Emotionen gewesen. Jeder Sieg war voller Euphorie, jeder Spielzug voller Energie, jeder Spielerverlust tat in der Brust und Seele weh, Siege an Thanksgiving, ein nahezu Sweep der Division (stand vor dem Vikingsgame) und zu guter Letzt die Chance, bis in den Superbowl zu marschieren und dort ein Exempel zu statuieren.
Das sind die 2024 Lions. Ein Destillat aus Hoffnung und Treue der Fans, mit einem feinen Bouquet von exzellentem Coaching.
Das Team hat noch lange nicht seinen Zenit erreicht. Nicht einmal der Himmel ist eine Grenze für uns. Und bald treten wir aus der Erdatmosphäre aus und steigen in die höchsten Ebenen auf. Ein Traum, der von Fan zu Fan weitergegeben wurde, wird sich erfüllen.
Dafür wird dieses Team, diese Fan-Gemeinschaft, sorgen. Versprochen.